- Bürgerkommune Fraunberg -

08. Juli 2017

Fraunberg – Die im Jahr 1520 von Martin Luther in Wittenberg verfasste Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen", nahm sich Oberkirchenrätin und Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Susanne Breit-Keßler, zum Thema ihrer Predigt. Die prominente Besetzung beim Dekanatsgottesdienst im Schlossgarten von Fraunberg, unterstreicht die Feierlichkeiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Reformationsjubiläumsjahr. Vor 500 Jahren, schlug Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablassmissbrauch an die Wittenberger Schlosskirche, das allgemeinhin als Auftakt zur Reformation gesehen wird.

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Dekan Jochen Hauer freute sich viele Gläubige begrüßen zu können, darunter auch einige aus der katholischen Kirchengemeinde Fraunberg.

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Besonders angetan war er von dem strahlenden Himmel, wohlwissend, dass bei früheren Veranstaltungen oft regnerisches Wetter unliebsamer Begleiter war. „Heute strahlt der Himmel, ein ganz besonderer Sonnenschein sind aber Sie“, rief er dabei der Bischöfin zu.
Mitwirkende und Organisatoren beim Gottesdienst und dem anschließenden Imbiss im Schlosshof waren auch Erdings Pfarrer Dr. Roland Fritsch, Landessynodale Andrea Jarmurskewitz, die Bläserinnen und Bläser des Dekanats unter der Leitung von Regina DolI-Veihelmann sowie die Evangelische Jugend im Dekanat Freising.

Ein herzlicherer Gruß zu Beginn des Gottesdienstes kam von den Hausherrn, Herdana und Dieter von Fraunberg. Sie freuten sich ganz besonders über die Anwesenheit der Bischöfin und hießen sie in ihrem Hause willkommen.

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Dabei erinnerten sie an die vielen Persönlichkeiten der Familie von Fraunberg, die gewichtige Ämter im kirchlichen Bereich inne hatten oder aber als weltliche Herrscher - der jeweiligen Zeit geschuldet - weichenstellend agierten.
Besondere Erwähnung hierbei fand Ladislaus von Fraunberg als Graf zu Haag (1505 bis 1567), der während der Zeit der Reformation lebte und es damals als fortschrittlicher Herrscher seinen Untertanen freistellte, welcher Konfession sie angehören wollten.
Ein großer Fraunberger in Kirchendiensten war Joseph Maria von Fraunberg (1768 bis 1842), Bischof von Augsburg und später Erzbischof von Bamberg. Als „Geheimer Rat und oberster Leiter des Schulwesens in Bayern“ (1802), war er maßgeblich für die Reformierung des Schulwesens und die Einführung der allgemeinen Schulpflicht (vor allem der Kinder auf dem Land) verantwortlich. „Er war ein Reformer und damals der Kurie zu fortschrittlich und zu ökumenisch“, lobte Herdana von Fraunberg ihren Vorfahren.

„Die Versuchung, aus Bequemlichkeit die eigene Freiheit aufzugeben, ist groß“, mahnte die Bischöfin eingangs ihrer Predigt. Sie zitierte aus Eugène Ionescos "Die Nashörner" in dem die Verführbarkeit der Masse und der Opportunismus des Einzelnen thematisiert werden.

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Breit-Keßler mahnte die Christenmenschen sich stark zu geben, wenn schon wieder Springerstiefel und Randalierer sich breit machen. Sie warnte davor, sich zurück zu ziehen in eine bloß „geistige Freiheit“. Individualität und Freiheit beschrieb sie als „protestantische Frömmigkeit“ und forderte dazu auf: „Die Menschen müssen heute wieder lernen wenn es erforderlich ist, auf ihre Freiheit zu pochen“.
Die Bischöfin warnte davor, sich vor religiösen oder politischen Shows in Bann ziehen zu lassen. Einen Angriff auf die Freiheit sah sie auch in den „Zwängen“ der modernen Zeit. Wer sich dem Kosmetik-, Schönheits-, Esoterikwahn hingibt, ist nicht frei. „Diese Menschen geben sich modernen Ablasshändlern hin“, war ihr Fazit.
In diesem Sinne beklagte sie die „Zerstörung des Kirchenjahres aus rein kommerziellen Gründen“. Immer öfter ist festzustellen, dass Sonntage geopfert werden oder Adventsmärkte schon am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, beginnen.
„Ein Christenmensch macht den Mund auf, wenn etwas schief geht“, betonte die Bischöfin leidenschaftlich und fügte hinzu: „Wo gibt es Freiheit, wenn nicht in der Leidenschaft und unsere Leidenschaft heißt Frömmigkeit und Glauben. Amen!“.

Im Anschluss an den Gottesdienst richtete Bürgermeister Hans Wiesmaier ein Grußwort an die Bischöfin. Er schloss sich deren Worte an und verglich das Christsein mit einem Auftrag: „Wir sind es, die die Kirche tragen müssen. Wir sind verantwortlich für das was wir tun oder nicht tun“, resümierte der Bürgermeister.

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Darüber hinaus zeigte er sich sehr erfreut, „dass der Dekanatsgottesdienst hier stattfindet, Fraunberg so ein wenig in den Mittelpunkt des Glaubensauftrages rückt, und wir (im Hinblick auf die Ökumene) Gemeinsamkeiten suchen“. An die Bischöfin und alle Kirchenführer richtete er noch die Bitte: „Gehen sie mit uns den Weg, dass wir immer das Gefühl haben, gut geführt zu sein“.
Der Familie von Fraunberg dankte er in Anlehnung an das Lied EG 362, „Eine feste Burg“, dass sie Ihr Schloss zu keiner Burg machen, sondern es im rechten Maß immer wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bat er um einen Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Fraunberg. R.H.

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Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Fraunberg

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