- Bürgerkommune Fraunberg -

Oktober 2017

Fraunberg – Der alte König erzählt:

„Hier bin ich nun wieder – aber erkennt Ihr mich?

Von Euch hat mich wohl kaum jemand gesehen. Und ich kenne Euch auch nicht.
Verwundert sehe ich mich um: Bin ich in einem Traum oder Märchen? Als ich von hier fortgetragen wurde, sah alles so einsam und vernachlässigt aus: Das kleine Teehaus, der Garten, die große Mauer da drüben.

Doch nun der Reihe nach: Früher, lange vor dem ersten großen Krieg, da waren wir neun, und ich war der König. Natürlich sah ich anders aus, hatte alle Zacken in meiner Krone und auch kaum eine Scharte. An schönen Sommertagen kamen die Herren, stellten mich und meine Freunde in unsere Turnierbahn und versuchten, möglichst viele von uns mit einer dicken Kugel umzuwerfen. Das gab Punkte. Am meisten hatten sie es auf mich abgesehen, das zählte mehr, war aber auch schwieriger, denn ich stand in der Mitte meiner Leute.

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Foto: R.H.
Die alte Kegelfigur findet den Weg zurück in das renovierte Teehaus im Fraunberger Schloss

Oben in dem Stübchen saßen die Damen, tranken Tee, machten Handarbeiten, erzählten und lachten über den Wettkampf der Männer.

Dann kam der erste große Krieg. Es wurde immer stiller, viel seltener wurden wir noch zum Wettkampf geholt, schließlich gar nicht mehr. Nach dem Krieg kamen nur noch die Buben, die zwei aus dem Haus und andere aus dem Dorf. Sie gingen schon rauer mit uns und unserer Kampfbahn um. Da wurden mir so nach und nach einzelne Zacken aus der Krone geschlagen und der eine oder andere meiner Untertanen ging zu Bruch. Langsam Irgendwann, so in den dreißiger Jahren, als die Söhne nicht mehr im Schloss waren, nahm mich ein Nachbarsbub mit nach Hause. Franz hieß er, Franz Fuchs. Das weiß ich natürlich, denn der passte gut auf mich auf, sonst hätte ich all die Jahre niemals überlebt. Er nahm mich nach dem zweiten großen Krieg sogar mit in sein neues Zuhause in Pesenlern. Und er erzählte später seinem Sohn, der auch Franz heißt, woher ich stamme.

Und nun, stellt Euch vor, nach so vielen Jahren – es müssen weit über 80 sein - hat dieser Franz mich nach Hause in den Schlossgarten gebracht! Meine alte Kegelbahn ist verschwunden, aber das Teehaus ist wieder aufgebaut, so schön, wie zu meiner allerersten Zeit vor über 150 Jahren. Und ich soll einen Ehrenplatz in meinem früheren Zuhause bekommen.
Das ist doch wie im Märchen, oder?“
Text: Herdana von Fraunberg

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Foto: R.H.
Das neu renovierte Teehaus im Schlossgarten.
Entlang der Mauer an der linken Seite des Gebäudes befand sich die Kegelbahn

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