- Bürgerkommune Fraunberg -

23. Mai 2019

Fraunberg – Den Vorschulkindern war die gespannte Erwartungshaltung förmlich anzumerken. Zusammen mit ihren Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen durften sie dem Schloss Fraunberg einen Besuch abstatten und dabei in die Geschichte von Rittern und Burgen eintauchen.
Empfangen wurden sie von Schlossherrin Herdana von Fraunberg, die den zukünftigen Grundschülern Vieles und Interessantes zu erzählen wusste.
Als erstes ging‘s über den Schlossgarten zum renovierten Teehaus, in dem Ausstellungsstücke aus der Ritterzeit aufbewahrt werden. Neben verschiedenen Waffen des Mittelalters zog vor allem eine originäre Ritterrüstung die Aufmerksamkeit der jungen Gäste auf sich.

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Dass das Schloss Fraunberg von seiner Anlage her eigentlich mehr als eine Burg anzusehen ist, wurde von den Kindern mit Erstaunen entgegengenommen. Erbaut wurde die erste Burg vor ca. 1000 Jahren von Sifridus von Fraunberg, der zugleich Namensgeber für eine Straße im Baugebiet an der St. Floriansstraße ist. Die Burg selbst stand damals noch im heutigen Schlossgarten und wo heute das Schloss steht war ein Turm. Dieser Turm wurde nach und nach zu einem Schloss ausgebaut so dass ca. 200 Jahre lang zwei Burgen nebeneinander existierten.
In der Schlosshalle, im Boden durch geschickte Pflasteranordnung kenntlich gemacht, sind noch heute dessen Umrisse und sein einstiger Standort auszumachen.

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Besonders der Brunnen im Schlosshof zog die Aufmerksamkeit unserer Vorschulkinder auf sich. Die Schlossherrin erklärte, welche wichtige Funktion dem Bauwerk im Falle einer Belagerung zukam. „Hierher hatten sich alle in Sicherheit gebracht, auch die Leute aus dem Dorf mit ihrem Vieh. Und die brauchten vor allem Wasser“, so die Expertin.

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Im Treppenaufgang zogen zwei Abbildungen die Blicke der jungen Geschichtsforscher auf sich. Zunächst das Patronatsbild mit der Abbildung der Heiligen Dreifaltigkeit und dem Wappen der Fraunberger. Dies war der Ausdruck dafür, dass das hiesige Adelsgeschlecht mit zu bestimmen hatte, wer hier Pfarrer wurde. Darüber hinaus musste es aber auch für den Unterhalt des Kirchenbaus aufkommen.
Dann das Wappen der Familie von Fraunberg, dass in seiner Grundstruktur schon seit mehr als 1000 Jahren Verwendung findet und auf die mittlerweile 27 Generationen derer von Fraunberg zeigt. „Des Zeichen is auf an Ritterschild drauf“, meinte einer der Buben, der damit seine Kenntnisse hinsichtlich Ritter und Burgen unter Beweis stellte.

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Besondere Beachtung fand auch das berühmte Gemälde des Ladislaus von Fraunberg aus der Haager Linie, der mit einem Leoparden zu seinen Füßen und der Haager Burg im Hintergrund dargestellt wird. Das Original befindet sich in Liechtenstein, wohin es im 16. Jahrhundert mit der Schwester des genannten als Erinnerungsgabe ging.
Für Aufsehen sorgte das Gemälde auch in jüngster Zeit, als es für die Bayerische Landesausstellung 2008, „Adel in Bayern“, als Exponat vorgesehen war. Nachdem in diesem Zeitraum hinsichtlich dubioser Geld- und Steuergeschäfte auch gegen Liechtenstein ermittelt wurde, fühlte sich das Fürstentum zu Unrecht als zweifelhafte Geldanlagenoase gebrandmarkt und zeigte sich wenig kooperativ bei der Herausgabe des Bildes für die Ausstellung.

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Was in punkto Kleidung, Rüstung und Ausstattung einen Ritter ausmachte, schilderte Herdana von Fraunberg anhand einer zeitgenössischen und anschaulichen Grafik. Einzuordnen waren hierbei sofort: Kettenhemd, Helm mit Visier, Schild mit Wappen, Schwert, Spieß und Handschuhe. Das kleine Fläschchen am unteren rechten Rand konnte jedoch nicht gedeutet werden. Es ist ein kleines Ölfläschchen, das seinerzeit wohl zur Standard-Ausrüstung eines eisenbewehrten Kämpfers gehörte.

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„Was hatten Ritterkinder früher Zeit nicht?“, fragte die Schlossherrin ihre aufmerksamen Gäste. Schnell konnten die Kinder einschneidende Unterschiede zur damaligen Zeit benennen, vor allem aber faszinierte sie die Laufbahn der Ritterkinder vom Pagen (ab sechs Jahre) über Knappen (ab zwölf Jahre) bis hin zum Ritter im Alter von ca. 18 Jahren.
Kleidung, Essen, Spiele aus der damaligen Zeit wurden natürlich gründlich hinterfragt.

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Besonders gerne erklärte Herdana von Fraunberg ein Ahnenportrait von Joseph Maria von Fraunberg, der, nachdem er von 1819 bis 1824 Bischof von Augsburg war, von 1824 bis 1842 sogar bis zum Erzbischof von Bamberg aufstieg. Dieser war zwischenzeitlich als Minister beim Bayerischen Herzog tätig und in dieser Eigenschaft maßgeblich dafür verantwortlich, dass auch für die bayerischen Kinder auf dem Land Schulen gebaut wurden.

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Schließlich mussten die jungen und überaus interessierten Geschichtsforscher doch dem Ende der Schlossführung entgegensehen. Nicht ohne, dass einem Mädchen aus der Gruppe noch eine einschlägige Frage in den Sinn kam: „Gibt es auch einen Geist im Schloss?“.

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Die Antwort der Baronin kam prompt und umfassend.
Wer nun genaueres zu diesem und vielen weiteren Themen zum Fraunberger Adelsgeschlecht wissen will, dem sei die Fraunberger Chronik „Hofmark - Herrschaft - Bauernland“ empfohlen. In ihr wird in zwei Bänden mit 1248 Seiten, 111 Beiträgen von 25 Autoren und über 1200 Fotos, Post- und Landkarten, Urkunden und Grafiken, die Geschichte Fraunbergs dargestellt und wieder lebendig gemacht. Text und Foto: R.H.

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