- Bürgerkommune Fraunberg -
20. und 21. Juli 2021
Fraunberg / Reichenkirchen / Maria Thalheim – Im Rahmen des Unterrichtsfachs HSU (Heimat- und Sachkundeunterricht) werden unsere Grundschüler jedes Jahr in der Gemeindeverwaltung Fraunberg vorstellig. Am Dienstag die 4b aus Maria Thalheim mit Klassenlehrerin Hermine Kraus und am Mittwoch die 4a aus Reichenkirchen mit Klassenlehrerin Simone Struve. Ziel ist es, sich über die vielfältigen Aufgaben einer Gemeindeverwaltung aus erster Hand zu informieren.
Bürgermeister Hans Wiesmaier selbst gab sich die Ehre, die Wissensuchenden zu empfangen und durch die verschiedenen Bereiche zu begleiten.
Empfang durch Bürgermeister Hans Wiesmaier
Dabei stellte sich heraus, dass bereits viele der 9 bis 11-jährigen auf unterschiedliche Weise in Beziehung zum Gemeindegeschehen stehen. „Ich trage in unserer Ortschaft das Amtsblatt aus“ verkündete einer oder „unser Nachbar ist auch im Gemeinderat“, wusste Valentin zu berichten.
Erster Anlaufpunkt war das Standesamt, Meldeamt und Versicherungsamt. Helga Poldinger erläuterte am Computer, welche Informationen über jeden Einwohner hinterlegt werden. „Aus Datenschutzgründen darf ich euch nur meine eigenen und die Daten meiner Familie auf den Bildschirm legen“, erklärte sie den aufmerksamen Schülern.
Helga Poldinger berichtet über ihre Arbeit im Meldeamt
und am Tag darauf Ursula Fischbeck
Als unter großer Zustimmung der jungen Besucher die Daten von Klassenleiterin Hermine Kraus aufgerufen werden sollten, stellte sich heraus, dass diese hier nicht vorrätig sind, da sie in einer anderen Kommune gemeldet ist.
Georg Neumaier stand Rede und Antwort in Sachen Standesamt. Die Schüler staunten nicht schlecht, als er ein altes Standesamtsbuch von der einstigen Gemeinde Thalheim aus dem Jahre 1876 vorzeigte. „Ab diesem Zeitpunkt wurde in den Gemeindeverwaltungen Standesamtsarbeit geleistet, vorher wurde in den kirchlichen Büchern vermerkt“, wusste Neumaier zu berichten. Die handschriftlichen Einträge verblüfften die jungen Gemeindebürger, sie konnten von ihnen in der fremden Schrift natürlich nicht entziffert werden. Ihre Lehrerin wagte sich jedoch an die ungewöhnliche Aufgabe, rezitierte die ersten Zeilen fast fehlerfrei und wurde dafür mit aufrichtigem Applaus bedacht.
Georg Neumaier präsentiert das historische Standesamtbuch aus dem Jahre 1876
Die Schüler aus dem Reichenkirchner Schulstandort werden in das Passwesen eingeführt
„Heute werden die Einträge zu Geburten, Eheschließungen oder Sterbefällen über den Computer verarbeitet“ bekräftigte der Verwaltungsfachangestellte, zu dessen Ressort unter anderem auch die Bearbeitung der Rentenanträge zählt.
Die Kinder bestaunen die vielfältigen Auszeichnungen, die der Gemeinde Fraunberg im Rahmen ihrer kommunalen Arbeit überreicht wurden
Zu den Themengebieten Gemeindesteuern und Gewerbeamt wusste Sabine Deutsch interessantes zu berichten.
Wieviel für Grundsteuer oder für 1000 Liter Wasser zu zahlen sind, wusste Sabine Deutsch zu berichten
„Welche Gemeindesteuern kennt ihr denn?“, wollte sie zunächst das Wissen der jungen Besucher testen. Die prompte Antwort „Tiersteuer“ wurde von der Fachfrau sogleich in Hundesteuer berichtigt und auch mit Informationen hinterlegt. „Wenn der Hund über 4 Monate alt ist sind Steuern fällig. 40 Euro für den ersten, 50 Euro für den zweiten, 75 Euro für den dritten und sogar 500 Euro sind für einen Kampfhund zu entrichten“, erklärte Deutsch. Auf ihre Frage, wie viel wohl für 1000 Liter Wasser an Gebühren anfallen, gingen die Schätzungen von 500 Euro bis 10 Euro. Dass die Wasserversorgung vom Bereich Maria Thalheim 1000 Liter für 1 Euro frei Haus liefert, wurde mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Zu Haus- und Grundsteuer wusste der Bürgermeister zu berichten: „Steuern werden erhoben, damit die Gemeinde ihre Aufgaben erfüllen kann. Straßenbau, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Schulhäuser und Kindergärten und vieles mehr müssen gebaut und erhalten werden“.
Als Herrin über die Gemeindekasse berichtete Irmgard Müller zum Gemeindehaushalt und zum Zahlungsverkehr. Dass im Haushaltsjahr 2020 über 110.000 Euro alleine für den Schulbus fällig waren, erstaunte die Kinder. Aufgrund von Corona waren im letzten Jahr vereinzelt doppelte Buslinien erforderlich, um entzerrend und den Hygieneregeln konform befördern zu können.
Wieviel die Gemeinde jährlich für den Schulbus aufbringt erklärte Irmgard Müller
Gemeindlichen Zahlungsverkehr kindgerecht dargestellt
„Wir haben aber nicht nur Rechnungen zu bezahlen, wir nehmen natürlich auch Geld ein, zum Beispiel durch Steuern und Zuschüsse“, erklärte Müller und machte deutlich, dass jede finanzielle Transaktion mit Schriftstücken belegt werden muss. Zur Verdeutlichung präsentierte Bürgermeister Hans Wiesmaier einen Aktenschrank mit roten und grünen Ordnern. „Hierin ist unser Zahlungsverkehr belegt. Die grünen Ordner sind für die Einnahmen, die roten für die Ausgaben“. Die Kinder kamen daraufhin echt ins Grübeln, nachdem sie erkennen mussten, dass die roten Ordner die grünen Ordner um ein Vielfaches übertreffen.
Den Zusammenhang unter den grünen und roten Ordnern erklärte der Bürgermeister den staunenden Schülern
Bei Verwaltungsleiter Friedhelm Eugel fanden die „Bausachen“ großes Interesse.
Verwaltungsleiter Friedhelm Eugel hat Zugriff auf alle Pläne der Gemeinde. Bürgermeister Hans Wiesmaier erklärt die farbig hervorgehobenen Flächen
Eugel zeigte die Unterschiede zwischen Lageplan, Grundrissplan, Geschossplan und Ansichtsplan auf. Er erklärte, welche Genehmigungsschritte ein Bauantrag zu durchlaufen habe und am interaktiven Lageplan der Ortschaft Maria Thalheim erläuterte er seine vielfältigen Zugriffsmöglichkeiten. Hervorgehobene Darstellung von Gebäuden, der öffentlichen Flächen, Straßen und vieles mehr, sind hier neben anderen wichtigen Funktionen jederzeit möglich. „Das ist unsere Schule“, erkannte Sophia nach kurzer Überlegung und erhielt vom Verwaltungsleiter gleich ein dickes Lob für ihre großartige Auffassungsgabe.
Im Büro des Bürgermeisters wurde den Schülern das goldene Buch der Gemeinde Fraunberg präsentiert.
Im Goldenen Buch der Gemeinde Fraunberg gabs viele interessante Einträge zu sehen
Neben Einträgen von so prominenten Persönlichkeiten wie dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein oder Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XIV., erstaunt immer eine Seite voll mit chinesischen Schriftzeichen. Diese stammen von einem Bürgermeister aus einer Millionenstadt in China, als er mit einer Delegation in der Gemeinde Fraunberg zu Besuch war. Als der Bürgermeister den dort niedergeschriebenen Text flüssig vorlas, kräuselte sich dann doch bei einigen erstaunt dreinblickenden die Stirn.
Der Eintrag der chinesischen Delegation
Den Abschluss des Besuchs bildet traditionsgemäß eine „Schüler-Gemeinderatssitzung“ im Sitzungssaal. Nachdem alle Platz genommen hatten und sich ihrer während der gesamten Zeit geduldig getragenen Masken entledigen durften, kam vom Bürgermeister das hier nicht ungewöhnliche Kommando: „Liebe Schülerinnen und Schüler, die Sitzung ist eröffnet!“.
Schülergemeinderatssitzung: Vielleicht ein Vorgeschmack für die Eine oder den Anderen
Hier zeigten sich die Viertklässler erstaunlich gut vorbereitet und sie nutzten die Gelegenheit, das Gemeindeoberhaupt mit Fragen zu durchbohren. „Was war vor dem Gemeindezentrum auf dem Grundstück?“, wollte Julius wissen oder „Wer war vor die Bürgermeister?“ kam die Frage von Adriana um nur einige zu nennen.
Natürlich wurde den Kindern vor der Rückfahrt zu ihrer Schule zurück eine Brotzeit serviert. Klassenlehrerin Hermine Kraus und Klassenlehrerin Simone Struve bedankten sich bei Bürgermeister Hans Wiesmaier und seinem Team für großartige Führung und für das „kindgerechte“ schildern der Abläufe in der Gemeindeverwaltung Fraunberg. Text: R.H. Fotos: R.H. und GS-Fraunberg