– Bürgerkommune Fraunberg –
22. und 23. Oktober 2024
Fraunberg – Direkt an den Ort des Geschehens begaben sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 4a aus Reichenkirchen und 4b aus Maria Thalheim. Mit ihren Klassenlehrerinnen Simone Struve (4b) und Johanna Stammwitz (4a), absolvierten sie einen praktischen Teil im Unterrichtsfach HSU (Heimat- und Sachunterricht), in dem auch die Thematik „Gemeindeverwaltung“ behandelt wird.

Empfangen wurden sie von Bürgermeister Hans Wiesmaier, der sich sehr über die äußerst wissbegierigen Schüler und Schülerinnen freute. Aus terminlichen Gründen lud er sie gleich zu Beginn zu einer „Schülergemeinderatssitzung“ ein, die er protokollgerecht eröffnete um sich dann den vielen Fragen der jungen Gemeindebürger zu stellen.

Franziska wollte wissen, warum man eigentlich Hundesteuer bezahlen muss und von Bernadette kam die Frage, wie lange es gedauert hat, bis das neue Rathaus gebaut war. Aber auch sehr persönliche Fragen gingen an den Gemeindechef, wie zum Beispiel: „Warum wollten Sie Bürgermeister werden?“ (Lana), oder „Ist es schwer, Bürgermeister zu sein“? (Noah).
Gerne stellt Bürgermeister Hans Wiesmaier den staunenden Schülern immer das goldene Buch der Gemeinde Fraunberg vor. Die vielen Einträge prominenter Besucher, darunter auch Persönlichkeiten wie der ehemalige bayerische Ministerpräsidenten Günther Beckstein, die Thalheimerin Ulrike Scharf als Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales oder Kardinal Ratzinger, der späteren Papst Benedikt XIV., brachten die Kinder zum Staunen. Sogar ein Eintrag eines Bürgermeisters aus einer Millionenstadt in China mit chinesischen Schriftzeihen ist dort vorzufinden.

Als der Bürgermeister letzteren Eintrag, anscheinend fehlerfrei und ohne zu stocken vorlas, kam bei einigen Zuhörern doch Zweifel auf, ob das Fraunberger Gemeindeoberhaupt auch noch der chinesischen Sprache mächtig wäre.
Danach ging‘s in die einzelnen Abteilungen. Erster Anlaufpunkt war das Büro von Sandra Mock – Informationen. Hier erfuhren sie wie zum Beispiel das Amtsblatt redaktionell aufbereitet wird, der Terminkalender des Bürgermeisters geführt oder der jährliche Gemeindekalender erstellt wird.

Das hier auch Jugendfischereischeine ausgestellt werden, war zumindest für zwei der anwesenden Gäste nichts unbekanntes, da sie gerade dabei waren, einen zu beantragen.
Danach wurden die Bereiche Standesamt, Rentenamt, Einwohnermeldeamt und Passamt besucht. Hier stand Ursula Fischbeck den jungen Gemeindebürgern Rede und Antwort. In allen Abteilungen ist der PC das Hauptarbeitsgerät und hilft beim Dokumentieren, Recherchieren und dem Bedienen von erforderlichen Hilfsgeräten wie z.B. Fingerabdruckscanner oder Dokumentendrucker. An einem Beispiel wurde erklärt, wie die Vorgänge Anmeldung, Ummeldung oder das beantragen von Ausweisen vor sich geht.

Georg Neumaier erklärte den Kindern die Aufgabe des Standesamtes sowie die erforderlichen Prozeduren und Arbeitsabläufe. Ein altes Standesamtsbuch der ehemaligen Gemeinde Thalheim aus dem Jahre 1876 wird gerne hervorgeholt, um die Unterschiede zur modernen Standesamtsarbeit aufzuzeigen.

Hier sind Einträge in altdeutscher Schrift zu sehen, die von den Kindern nicht entziffert werden konnten. Dieses Buch wird in der heutigen Zeit durch ein EDV-Programm mit elektronischen Registern ersetzt. Alles wird digital gespeichert und signiert und mit elektronischen Karten werden Mitarbeiter dazu autorisiert, Einträge vorzunehmen.
Den Bereich Kämmerei übernahm Hermann Hofer. Er brachte den jungen Interessierten die Begriffe Haushalt und Haushaltsplan nahe. Die Haushaltsposten des Bereiches „Schule“ waren für die Kinder besonders interessant.

So erfuhren sie, dass die Gemeinde Fraunberg alleine für den Schulbus ca. 150.000 Euro aufzuwenden hat.
Mit der Summe des Gesamthaushaltes 2024 fühlten sie sich ein wenig überfordert, den der Betrag 13,5 Mio Euro kratzte an ihrem Vorstellungsvermögen.
Die Kasse der Gemeinde Fraunberg wird von Irmgard Müller geführt. Alle eintreffenden Rechnungen müssen geprüft, bearbeitet und bei Berechtigung zur Zahlung angewiesen werden.

Müller erklärte weiterhin, dass jährlich Prüfungen des Kassenwesens sowohl auf örtlicher Basis aber auch überörtlich durch das Landratsamt Erding erfolgen.
In der Verwaltungsleitung standen Friedhelm Eugel und Tanja Göbl Rede und Antwort.
Eugel zeigte den Schülerinnen und Schülern den Plan des neu zu errichtenden Bauhofes in Pillkofen. Zu Fachbegriffen wie, Lage-, Ansichts- oder Grundrissplan kamen viele Fragen. „Vor Corona-Zeiten hatten wir pro Jahr 50 bis 60 Baupläne zu bearbeiten, jetzt sind es nur noch 20 bis 35“ erläuterte Eugel.

Tanja Göbl zeigte am Bildschirm auf, wie das ihnen zur Verfügung stehende GIS (Geo-Informations-System) dienlich ist. Hier kann jedes einzelne Grundstück eingesehen werden.

Hinsichtlich Besitzverhältnisse, Größe, Hochwassergefährdung, FFH-Gebiet mit absoluter Veränderungssperre und vieles mehr ist auf diesem Wege alles abrufbar.
Schließlich kam der Bereich „Gewerbeamt, Steuern und Abgaben“ an die Reihe. Sabine Deutsch erklärte die Bedeutung der Grundsteuer A und B. Als sie die Kinder nach Gemeindesteuern fragte, stellte sich heraus, dass einige verschiedene gemeindeeigene Steuerarten wie Hundesteuer oder Gewerbesteuer richtig zuordnen konnten.

In Deutschs Aufgabengebiet fallen auch die Bereiche Wasser- und Abwassergebühren. Erstaunen bereitet immer wieder die Aussage der Fachfrau, dass 1.000 Liter Wasser aus der Wasserversorgung Maria Thalheim nur 0,87 € kosten würden, nachdem die vorhergegangenen Schätzungen der jungen Wasserkunden enorm daneben lagen.
Nach der informativen Exkursion der vierten Klassen in unsere Gemeindeverwaltung gab es jeweils noch eine Brotzeit zur Stärkung mit auf den Weg zurück zur Schule.
Es ist unbestritten, dass unsere jungen Gemeindebürger und Gemeindebürgerinnen wichtige Inhalte ihres Lernstoffes in der Praxis nachvollziehen konnten.
Unser engagiertes Gemeindeteam konnte ihnen so in Sachen kommunale Verwaltung und funktionierende Demokratie ein beeindruckendes Beispiel mit auf den Weg gegeben.
Text: R.H. Fotos: R.H.